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Unzulässige, missverständliche
oder missbräuchliche
Bezüge auf ISO-Standards

Auswahlpanel_25 Kopie

Tinte

Ein Anbieter von Verbrauchsmaterialien für InkJet-Printer führt in der Produktbeschreibung die ISO 780 (DIN EN ISO 780) an. Informiert sich der Anwender beim Beuth-Verlag (mehr . . .) stellt er fest, dass es sich bei der ISO 780 um den Verpackungsstandard „Bildzeichen für die Handhabung von Gütern" handelt. Mit dem Produkt, wie eigentlich erwartet, hat der angegebene Standard nichts zu tun, er bezieht sich lediglich auf die verwendeten Bildzeichen zur Handhabung von Gütern.

ISO-declaration

Proof

Aus einer Einladung zur Cebit:

    . . . präsentieren wir die aktuelle Generation
    von Xxxxxx Xxxxx Proof zur Ansteuerung
    von Tintenstrahldruckern.
    Anhand eines durchgehenden Workflows erstellen
    wir für Sie farbverbindliche, ISO-zertifizierte
    Proofs. . . .

Hier wird der Eindruck erweckt, dass ein ISO Standard für Proofsysteme eingehalten wird bzw. dass es einen solchen Standard überhaupt gibt und die ISO Zertifizierungen für Proofsysteme durchführt.

Zum einen gibt es keinen ISO Proof Standard, zum anderen werden wie Alan Bryden, Secretary-General der ISO, auf Nachfrage bestätigt, von der ISO grundsätzlich keine Zertifizierungs- oder Akkreditierungs-Modelle angeboten oder bestätigt.

Proof-Kontrollwerte

Ein anderer Anbieter liefert zur Proofsoftware die Kontrollsoftware gleich mit. Nach der Beschreibung der fogra (Wie prüft man einen digitalen Prüfdruck auf Farbrichtigkeit?) sollen die CIELab-Farbwerte mit den ISO 12647-2 Sollwerten verglichen werden.

Vergleicht man jedoch die in der Proofprüfsoftware angegebenen Kontrollwerte mit den Vorgaben der ISO 12647-2, ist eine durchschnittliche Abweichung von 5,11 Delta E festzustellen (Einzelwerte siehe Kasten). Die maximale Abweichung liegt mit 9,84 Delta E im Blau (CMYK 100,100, 0, 0). Wird die in der ISO zugelassene maximale Toleranz von 5 Delta E berücksichtigt, so liegt der nach den Kontrollwerten der Proofprüfsoftware zulässige Farbabstand zum Vorgabewert der ISO 12647-2 bei 14,84 Delta E.

Mit einer Normkonformität zum ISO Standard 12647-2 hat das nichts zu tun.

Proof-toleranz_k06

ISOPROOF Proofingpaper

In Katalogen und im Internet wird für ISOPROOF Proofingpaper geworben. Tatsächlich handelt es sich um ein von der fogra zertifiziertes Proofpapier.

Die fogra führt Proofpapier-Zertifizierungen zum großen Teil nach eigenen Prüfbedingungen und ausgewählten Einzelkriterien verschiedener ISO-Standards durch.

ISOPROOF_k02

Teilweise, wie für die „Messunterlage" wird für die Prüfkriterien Bezug auf einen Normentwurf (wie z.B. ISO/WD 13655 - Stufe 2 aus dem Jahr 2003) verwiesen. ( )

Einen ISO Standard für Proofpapiere gibt es nicht, deshalb können die Prüfkriterien der FOGRA auch keine Normkonformität zu einem ISO-Standard bestätigen.

Nennt der Anbieter sein Produkt z.B. fograPROOF so ist dies vollkommen in Ordnung - sofern die fogra die Nutzung des Namens als Teil der Produktbezeichnung erlaubt. Die Verwendung des Produktnamens ISOPROOF ist weder von der ISO legitimiert noch kann sie durch die Normkonformität zu einem gültigen ISO-Standard begründet werden.

Normentwürfe bis zur Stufe 5 tragen den Warnvermerk, dass es sich um ein Arbeitsdokument handelt das jederzeit ohne Vorankündigung geändert werden kann. Auf Normentwürfen als internationalen Standard zu verweisen ist von der ISO untersagt. 6 Stufen der Normung

ISOcoated

Bei der Auflistung unzulässiger Verbindungen und Verweise auf ISO Standards darf die Verwendung des ISO Kürzels bei der Benennung von ICC-Profilen nicht fehlen.
Der Eindruck, dass es sich um ISO konforme oder von der ISO herausgegebene Profile handelt der mit Produktbezeichnung wie z.B. ISOcoated.icc erweckt wird ist falsch. Diese Profile werden weder von der ISO erstellt, angeboten, noch sind sie Bestandteil eines ISO Standards.

Die Vorgaben der ISO 12647-2, auf die in diesem Zusammenhang oft verwiesen wird, werden nicht einmal erfüllt (z.B. Farbwerte oder Grauachse). Die ISO erteilt grundsätzlich keine Zustimmung zur Verwendung ihres Namenskürzels für Produkt- und Profilnamen.

Schade, dass ECI auch bei der neuen Version der ECI-Profile nach wie vor eine missverständliche Bezeichnung verwendet, zumal auch diese weder mit der ISO 12647-2 übereinstimmt noch die Vorgabewerte des Amendments vom Frühjahr 2007 erfüllt.

Immerhin wird im Profilnamen "ISO coated v2 (ECI)" der Hersteller / Anbieter genannt, das ist zumindest ein kleiner Fortschritt.    

 

Zum Schutz der Anwender vor irreführenden Profilbezeichnungen, sollte das international für den Druckbereich zuständige Gremium der ISO (ISO TC 130) einen Standard für die Benennung von ICC-Profilen entwickeln. Über den Fortgang der Arbeiten ist nichts bekannt. 

 

Die ISO hat begonnen gegen die unrechtmäßige Nutzung ihres Namens und irreführende Bezüge auf ISO-Standards vorzugehen. Überlegungen wie gegen Mitglieder von ISO-Gremien, deren Organisationen oder Firmen gegen die Vorgaben der ISO verstoßen, vorgegangen werden kann, sind noch nicht abgeschlossen – denkbar wäre z.B. der Ausschluss von der weiteren Mitarbeit. 

Für den Anwender sind unzulässige, missverständliche, missbräuchliche Bezüge auf ISO Standards und die unzulässige Verwendung des ISO-Kürzels in Produktnamen, Werbeunterlagen und Verkaufsgesprächen oft nur schwer zu erkennen.

Grundsätzlich gibt die ISO keine Genehmigung zur Verwendung Ihres Namenskürzels. Ebenso wenig führt die ISO Zertifizierungen von Produkten oder Verfahren durch, noch bestätigt sie diese.

Die Normkonformität von Produkten kann in Deutschland bei DIN CERTCO registriert werden. Voraussetzung ist die Erfüllung der Vorgaben eines gültigen Standards. Dies berechtigt zur Verwendung der entsprechenden Konformitätszeichen auf der Verpackung so wie in allen anderen Unterlagen. In Deutschland ist DIN CERTCO die einzige vom DIN Deutsches Institut für Normung e. V. bevollmächtigte Zertifizierungsstelle zur Vergabe der Zeichen DIN, DIN EN und DIN EN ISO.

J. Thomas Schmelzer                                     

Donnerstag 31.08.2006 / ergänzt 18.08.2007

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